OSS und Outsourcing

Wer:          Dr. Henriette Picot

Wann:       Mo., 22.06.2009; 17:30 - 18:00

Wo:            Foyer

 

Abstract:

Open Source Software ist aus der IT-Infrastruktur vieler Unternehmen schon lange nicht mehr hinwegzudenken und bietet in zahlreichen Konstellationen eine kostengünstige Alternative zu proprietären Softwareprogrammen.
Vor diesem Hintergrund ist der Einsatz von Open Source-Software auch in IT-Outsourcing-Transaktionen zunehmend relevant. Er wirft – nicht nur in rechtlicher Hinsicht – einige spezifische Fragen auf, die die Parteien möglichst bereits in der Planungsphase bedenken und in der vertraglichen Dokumentation adressieren sollten. Hierzu zählen im Ausgangspunkt etwa eine grundsätzliche Positionierung gegenüber dem Einsatz quelloffener Programme sowie eine eindeutige vertragliche Definition des Begriffs "Open Source Software". 
Lehnt der Outsourcing-Kunde die Verwendung von Open Source Software grundsätzlich ab, so ist bei der vertraglichen Formulierung eines entsprechenden Verbots zum Beispiel über Ausnahmen für Infrastruktursoftware (z.B. Apache HTTP Server) oder Softwareentwicklungs-Tools sowie über spezielle Audit- oder Prüfungsrechte des Kunden nachzudenken.
Soll dagegen die Einbeziehung von Open Source Software in das Outsourcing-Projekt möglich sein, so muss der Kunde die Auswahl der zum Einsatz kommenden Programme dennoch nicht vollständig dem Anbieter überlassen, sondern er kann sich – etwa zur Vermeidung bestimmter Open Source Lizenzen mit starkem "Copyleft"-Effekt – die Genehmigung der Verwendung für jeden Einzelfall vorbehalten. Die Eigenarten der Open Source Software-Lizenzbedingungen sollten – regelmäßig im Sinne von "carve-out"-Regelungen – ferner in den Software-Lizenzklauseln des Outsourcing-Vertrags berücksichtigt werden. Da Open Source Lizenzbedingungen in der Regel umfassende Gewährleistungsausschlüsse vorsehen, stellen sich auch hinsichtlich der Rechts- und Mängelgewährleistung des Anbieters besondere Fragen.
Der Vortrag adressiert diese und weitere Fragen der Verwendung von Open Source Software in Outsourcing-Transaktionen – etwa auch die "Outsourcing-Klausel" der Version 3 der GNU General Public License.

 

Vortragende:

Dr. Henriette Picot berät Anbieter und Nutzer von Software, insbesondere auch zu Open Source Software, IT-Dienstleistungen, Fragen nationaler und internationaler Vertragsgestaltung (insbesondere zu Lizenzierung, Vertrieb, E-/M-Commerce und IT-Projekten), Outsourcing sowie zu regulatorischen Fragen insbesondere im Bereich von Datenschutz und Datensicherheit.

Dr. Henriette Picot ist seit Anfang 2006 Mitglied der IT Commercial und Outsourcing Praxisgruppe bei Bird & Bird in Deutschland. Von 1997 bis 2002 studierte sie Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg, Sevilla und Dresden und war als wissenschaftliche Hilfskraft an den Universitäten Freiburg und Dresden tätig. Das Referendariat absolvierte sie von 2003 bis 2005 in München und Sydney. Von 2003 bis 2004 war sie Stipendiatin des Max-Planck-Instituts für Geistiges Eigentum, München, wo sie eine Dissertation zu einem urheberrechtlichen Thema erstellte.

 

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