Geodateninfrastrukturen – eine Einführung

Wer:          Prof. Dr. Thomas Blaschke

Wann:       Die., 23.06.2009; 09:45 - 10:15

Wo:            Foyer

 

Abstract:

80% aller umweltrelevanten Daten haben einen Raumbezug z.B. Straßennetze, Gewässernetze, Waldzustandskarten, Kataster, Schutzgebiete etc. Bundes- und Landesbehörden sowie größere Kommunen investieren seit Anfang der 90er Jahre massiv in den Aufbau von Geographischen Informationssystemen (GIS). Mittlerweile haben auch alle mittelgroßen und viele kleinere Städte solche Systeme wobei der Übergang zu CAD-Systemen mittlerweile fließend ist. In der zweiten Generation wurden aus früher eher separaten Anwendungen („Bodeninformationssystem x“, „Liegenschaftskarte“, „Umweltinformationssystem y“) durch die Nutzung von Intranet und Internet „Geodateninfrastrukturen“ (GDI bzw. SDI: spatial data infrastructure). GDI sollen den Zugang zu und die Nutzung von Geoinformationen besser und effektiver gestalten durch Durchgängigkeit und einheitliche Regeln, z.B. für Metadaten (Daten über Daten, z.B. Erstellungsdatum eines Datensatzes/einer Karte, Gültigkeit, Genauigkeit ….).
In einem gemeinsamen Vorhaben von Bund, Ländern und Kommunen wird seit Ende 2003 der Aufbau einer länder- und ressortübergreifenden Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) betrieben. Ein wesentlicher Katalysator ist für die gesamt EU die INSPIRE (Infrastructure for Spatial Information in the European Community) Richtlinie die stufenweise in nationales Recht umgesetzt werden muss und letztlich dem Bürger einen vereinfachten Informationszugang bieten soll. INSPIRE regelt Bestimmungen für die Schaffung der Geodateninfrastruktur in der Europäischen Gemeinschaft für die Zwecke der gemeinschaftlichen Umweltpolitik sowie anderer politischer Maßnahmen oder Tätigkeiten, die Auswirkungen auf die Umwelt haben.
GDI-DE soll so ausgelegt sein, dass Geodaten auf der optimal geeigneten Ebene gespeichert, zugänglich gemacht und verwaltet werden, aus verschiedenen Quellen aus der gesamten EU kohärent verknüpft und von verschiedenen Nutzern und für unterschiedlichste Anwendungen genutzt werden können. Einmal von der Verwaltung erfasste Geodaten sollen von anderen Verwaltungsbehörden gemeinsam genutzt werden können und vom Anwender leicht ermittelt und auf ihre Eignung hin geprüft werden können. Auch sind die Nutzungsbedingungen leicht in Erfahrung zu bringen.
Dadurch soll sich auch ein Markt für Geoinformation etablieren, in dem sowohl Massendaten, wie auch spezielle Informationen nachgefragt und im Idealfall auch abgerechnet werden können. Dazu gibt es auch internationale Standards (ISO, OGC). GDIs können nicht nur Top-Down von staatlichen Instanzen eingerichtet und betrieben werden, sondern enthalten auch Elemente kooperierender Bottom-Up-Entwicklung und beziehen – idealerweise - potentielle Nutzer ein, von Datenanbietern über Datenveredler und Software-Hersteller bis zu Endkunden. Der Beitrag stellt den Stand der Entwicklung und aktuelle Beispiele aus der Praxis dar.

 

Vortragender:

Prof. Dr. Thomas Blaschke studierte 1986 bis 1991 Geographie (Diplom) mit Schwerpunkt Angewandte Geoinformatik an der Paris-Lodron Universität Salzburg. 1992 bis 1994 war er an der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege für den Aufbau eines Geographischen Informationssystems (GIS) verantwortlich. 1994-98 Assistent an der Universität Salzburg; 1995 Promotion zu methodischen Aspekten Geographischer Informationssysteme im Natur- und Landschaftsschutz. 1998/99 senior research fellow Manchester Metropolitan University, Großbritannien. Verschiedene Lehr- und Forschungsarbeiten an österreichischen und deutschen Universitäten ab 1999. Habilitation 2001 zu Geoinformatik als Grundlage von Umweltmonitoring und Umweltmanagement. Mehrere Gastdozenturen und Gastprofessuren. 2001 bis 2003 Professor für Geographie und Geographische Informationssysteme an der Universität Tübingen. Seit 2003 stellvertretender Leiter des Zentrums für Geoinformatik (Z_GIS) der Universität Salzburg. Seit 2006 Professur für Geoinformatik an der Universität Salzburg und Leitung des Forschungsstudio iSPACE.
Prof. Blaschke ist in zahlreichen wissenschaftlichen Organisationen tätig, fungiert als Reviewer für internationale Journals Wissenschaftsorganisationen und ist Mitglied mehrerer editorial boards internationaler Journals. 200+ wissenschaftliche Publikationen, darunter 12 Bücher im Bereich Geoinformatik als Autor oder Herausgeber. Wissenschaftliche Auszeichnungen: Christian Doppler-Preis 1995, Wissenschaftspreis der Öster. Geographischen Gesellschaft 1995, European Science Foundation Fellowship 1997, Marie Curie Research Fellowship 1998, European Science Foundation Fellowship 2000; Land Salzburg Research Fellowship 2005, Fulbright Professorship California State University 2006, Research Champion FFG 2008.

 

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